Die Semesterpause ist vorüber - nichts ist mehr wie es war. Die letzten zwei Wochen waren unglaublich. Unser Startpunkt war Christchurch. Hier haben wir Gemini(unser Auto) in Empfang genommen. Gemini war mit einer Kochstelle, reichlich Wasservorrat, einer Liegefläche für zwei, einem DVD Player und einer Lizenz zum Possum töten ausgestattet. Nach 14 sensationellen Tagen, 3200 atemberaubenden Kilometern, vielen beeindruckenden Begegnungen, zahllosen eiskalten Nächten und jeder Menge wohlschmeckendem Dosenfutter haben wir Gemini mehr oder weniger gut in Schuss wieder in Christchurch abgegeben.
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Abenteurer verschlagen drein blicken, zerzaustes Haar haben, sich nicht rasieren und Pfeife rauchen. Für den Trip auf die Südinsel schien mir die Rolle des Abenteurers mehr als angebracht und ich versuchte sie so gut wie möglich zu spielen.
Des Abenteurers erster Tag auf der Südinsel. Wir schlugen unser Lager bei Dunkelheit auf und hatten keine Ahnung, was uns umgibt. Als wir am morgen aus dem Zelt kletterten, staunten wir nicht schlecht, mit diesem Anblick war nicht zu rechen. Der Ort heißt Kaikoura und ist bekannt für seine Robbenkolonie und für Viel-Geld-Bezahl-Wahl-Anschau-Boots-Fahrten. Nichts für den Abenteurer.
Hier wird der tapfere Abenteurer von einer blutrünstigen Babyrobbe angegriffen. Dank des jahrelangen Trainings bei norwegischen Robbenklopfern konnte ich die Bestie niederringen. Ich war im Blutrausch. Am selben Abend erlegte ich mit Geminis Hilfe drei Possums innerhalb einer halben Stunde. Es ist erstaunlich, dass diese Spezies so erfolgreich ist. Richtet man eine Taschenlampe oder eben Autoscheinwerfer auf sie, erstarren sie. Leichte Beute...
Der Queen Charlotte Drive brachte den Abenteurer entlang des Meeres zum Abel Tasman National Park. Die Straße ist eine niemals endende Kurve und die Asphaltdecke ist in hervorragendem Zustand. Er wünschte er hätte eine Supermoto zur Hand...
Der gemeine Abenteurer scheut auch das Wasser nicht, obwohl die Tasman See hier ausgesprochen kalt war. Ich schnappte mir also ein Kajak, setzte ein Frettchen nach vorne und ließ es paddeln.
Das Frettchen leistete gute Dienste und brachte mich an malerische Strände. Der Abel Tasman National Park ist voller solcher menschenleerer Buchten. Der Strand im Bild heißt Te Pukatea.
An der Westküste entlang führte unser Weg vom Abel Tasman National Park zu den Pancake Rocks.
Die nächste Station des Abenteurers war der Fox Glacier. Ich behielt das Frettchen und kaufte zwei weitere Schergen. Das Wetter auf dem Gletscher war alles andere als freundlich. Heftiger Wind und strömender Regen. Der Abenteurer stellte fest, dass wasserdichte Outdoor Bekleidung eine unerreichbare Idealvorstellung ist. Ähnlich dem Massenpunkt in der Physik.
Dann endlich! Nach vier Stunden und ca. zwei Kilometern auf ewigem Eis klärte es auf. Die Lichtverhältnisse waren beeindruckend, sehr mystisch.
Der Fox Glacier ist neben dem Franz Joseph Glacier Neuseelands einzig wachsender Gletscher. Er ist 13km lang und existiert kontinuierlich seit 70000 Jahren. Erste Gletscherbildungen sollen bis 2,5 Millionen Jahre alt sein.
Nach dem Fox Glacier ging es auf den Copland Track. 18 Kilometer kontinuierlich bergauf, zahllose Flussdurchquerungen(die meisten ohne Brücke), strömender Regen. Beste Bedingungen für den Abenteurer. Am Ende unseres Marsches wartete eine menschleere Hütte und in dessen unmittelbarer Nähe drei Thermalquellen. 25Grad, 37Grad und 42Grad. Ich denke wir wären vermutlich erfroren, wenn diese Quellen nicht da gewesen wären.
Am nächsten Tag zeigte sich das Wetter freundlicher und wir konnten phänomenale Aussischten genießen. Auch die Flüsse waren etwas abgeschwollen und wir mussten sie nicht mehr in vierer Kette überqueren. Ein toller Tag.
Nach der zweitages Wanderung ging es in den Milford Sound. Der Milford Sound ist aber gar kein Sound, sondern ein Fjord. Geformt wurde er von 5 aufeinanderfolgenden Gletschern, der letzte zog sich vor 15000 Jahren zurück. Die Photos können die immensen Höhenunterschiede leider nicht wiedergeben. Der Wasserfall im Bild stürzt von 220Metern Höhe direkt ins Meer. Die höchste Erhebung fällt von 1600 Metern nahezu senkrecht ins Meer. Dieser Anblick hatte den Abenteurer tief berührt und er reflektierte über die Nichtigkeit und Kurzlebigkeit seiner jämmerlichen Existenz.
Jeder der den Abenteurer kennt, weiß, dass er nicht in der Lage ist, digitale Bildbearbeitungsprogramme anzuwenden. Der Regenbogen ist daher echt und nicht dazugeschwindelt.
Zu ehren des Abenteurers setzten die Eingeborenen die Berge in Brand. Ein nettes Völkchen.
Da lacht des Abenteurers Herz. Unsere nächste Station war der Routeburn Track. Der Startpunkt lag bei 500 Höhenmetern, unsere Hütte befand sich 12 Kilometer entfernt auf 1100 Metern. Laut Lonley Planet - des Abenteurers Bibel - einer der schönsten alpinen Tracks in Neuseeland.
Ein Teil des Routeburn Tracks ist 'Key Summit', eine 920 Meter hohe Kuppe . Das Wetter war prima. Wir hatten einen sensationellen Ausblick über 3 angrenzende Täler.
Die Warntafeln hatten nicht zuviel versprochen. Wie durch ein Wunder überlebten Abenteurer und Scherge die zornig über sie hereinbrechende Lawine.
Die Konsequenzen für die Natur jedoch waren verheerend...die Südinsel versank im Schnee.
Die Southern Alps aus dem Flieger.
Unser Ziel Lake Mackenzie auf 1100 Metern. Die Hütte direkt am See. Wir machten ein Feuer im Ofen der Hütte und rollten unsere Schlafsäcke rund um den Ofen aus. Eine Stunde nach dem ich eingeschlafen bin wachte ich wieder auf, vor Kälte. Das Feuer war aus. Tatsächlich war es eine unserer kältesten Nächte. Wir haben so gut wie nicht geschlafen. Das Hüttenthermometer mit Merkfunktion bezeugte -11Grad.
Der nächste morgen war jedoch freundlich und der Sonnenschein entschädigte für die bitter kalte Nacht. Wir schnürten unsere Rücksäcke und verließen den malerischen Lake Mackenzie.
Die Gefährten im Lande Mordor.
Traumhafte Strände mit riesigen Sanddünen erwarteten uns auf der Otago Penissula. Es war stürmig und der Ozean war unruhig. Ausgesprochen wild, ausgesprochen schön.
Kurz vor Sonnenaufgang begegnete dem Abenteurer auf der Otago Peninsula eine neue Gefahr. Seebären. Der Abenteurer mit dem Tod auf 'du und du'. Der Bursche hier war ungefähr zwei Meter lang, in etwa 300kg schwer und stinkensfaul. Aber er hatte wesentlich agilere Freunde. Sobald wir uns denen auf ein/zwei Meter genährt hatten, habe sie angefangen uns zu jagen. Seebären sind nicht besonders schnell, aber sie haben Ausdauer. Manchmal haben sie uns über fünfzig Meter gescheucht.
Am vorletzten Tag unserer Reise haben wir es dann doch geschafft. Pinguine! Näher als zehn Meter kamen wir nicht an sie ran. Gelbaugenpinguine sind die dritt seltenste Pinguinart und ausgesprochen scheu.
Damit endet der bebilderte Reisebericht. Der Abenteurer und seine Mitstreiter sind wohlbehalten in Auckland angekommen.
Ka kite ano
stephano.peligro - 11. Sep, 02:53